Die Krise des Westens als eine Krise der Neuzeit

Geschichtsphilosophische Deutung – Hauke Ritz im Gespräch mit Andrea Hiller.

eine Veranstaltung von Aktionsradius Wien:
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Europa befindet sich in einer tiefgreifenden Krise. Doch um was für einen Umbruch handelt es sich hierbei genau? Sicherlich um eine Krise der bestehenden transatlantischen Ordnung. Hinzu tritt eine weitreichende Krise der europäischen Kultur. In Folge dessen ist die Zukunft Europas heute weit ungewisser, als die der meisten anderen Zivilisationen. Vor 500 Jahren begann mit den Entdeckungsreisen, der Reformation, der Renaissancekunst und dem Auftreten der ersten Naturwissenschaftler der rasante Aufstieg Europas. Die Neuzeit, wie dieses von Wissenschaft und Technik geprägte Zeitalter auch genannt wird, erschöpfte sich aber nicht nur in einem rationalen und imperialen Zugriff auf die Welt, sondern hat auch im Bereich der Künste, der Literatur, Musik, Architektur bis hin zur Philosophie und Theologie gewaltige Kulturleistungen hervorgebracht. Auch deshalb sehen wir die Neuzeit heute als eine Großepoche an, die hinsichtlich ihrer Spannweite und Prägekraft gleichberechtigt neben Antike und Mittelalter steht. Doch dieses mit der Neuzeit aufgestiegene Europa hat seine Gestaltungsmacht weitgehend eingebüßt und verliert nun neben seinem Wohlstand auch seine Kultur. Wann setzt dieser Niedergang ein? Mit dem Ersten Weltkrieg, der das bis zur aktuellen Ukrainekrise fortdauernde Zeitalter des Europäischen Bürgerkriegs eröffnet hat? Oder lassen sich die heutigen Fehlentwicklungen sogar mehrere Jahrhunderte zurückverfolgen? Besteht vielleicht sogar ein Zusammenhang zwischen der aktuellen Krise und der Begründung der Neuzeit vor ca. 500 Jahren?

All dies erläutert der Geschichtsphilosoph Hauke Ritz im Gespräch mit Andrea Hiller, anhand seines Buches „Der Kampf um die Deutung der Neuzeit“.

ZUR PERSON:
Hauke Ritz studierte an der FU und HU Berlin. Nach seiner Dissertation im Fach Philosophie mit dem Schwerpunkt Geschichtsphilosophie wendete er sich verstärkt Fragen der Außenpolitik und Friedensforschung zu. Dabei stand für ihn der Ost-West-Konflikt im Mittelpunkt, dessen Fortbestehen er seit 2008 im Zuge verschiedener Publikationen und seit 2014 durch regelmäßige Russland- und auch Chinareisen erforscht. Hauke Ritz hat an der Universität Gießen, der MSU und RGGU in Moskau sowie der Universität Belgorod unterrichtet und war zuletzt für den DAAD in Moskau tätig.