Jochen Kirchhoffs Buch „Kosmos“ jetzt bei OVALmedia

Um die politischen und ökologischen Krisen unserer Zeit zu überwinden, müssen wir das Paradigma eines toten und sinnlosen Universums aufgeben. Teil 1/2.

von Jochen Kirchhoff

Foto: PopTika/Shutterstock.com

„Es ist eine Weltsicht, die vom Toten ausgeht und das Lebendige nie erreichen kann“, sagte der Naturphilosoph Jochen Kirchhoff in einem Redebeitrag aus dem Dokumentarfilm „Die technokratische Diktatur“. Diese ruiniere „alles, was uns als Menschen ausmacht“. Wo keine Ehrfurcht vor dem Leben vorhanden ist und der Kosmos als tot und sinnentleert verstanden wird, werden Menschen auch keine Bedenken haben, der von ihnen geschaffenen Technik die Kontrolle über unsere Zukunft zu überlassen. Der Transhumanismus harmoniert deshalb auch bestens mit neuen totalitären Entwicklungen, die den Gesellschaftskörper in eine von den Mächtigen gesteuerte Maschine verwandeln. Wo Menschen ihre Mitwelt als leb- und seelenlos betrachten, sinkt auch die Hemmschwelle zur totalen Vernichtung, was wir am derzeitigen Zustand unserer Erde und unseres Ökosystems beobachten können. Die Corona-Erzählung, gestützt auf eine rein materialistische Virologie, hat die negativen Tendenzen eines zerstörerischen Zeitgeists auf die Spitze getrieben. Aus Angst vor dem Tod wird das Leben jeder Lebendigkeit beraubt. Die Krise kann jedoch zum Umkehrpunkt werden, wenn wir verstehen, dass wirkliche Veränderungen auch einen Wandel im Weltbild voraussetzen.

Wir durchleben eine Weltkrise unvorstellbaren Ausmaßes. Die sogenannte Coronakrise ist nur ein Teil dieser Krise, die als eine Grundlagenkrise unseres gesamten In-der-Welt-Seins bezeichnet werden kann, ja muss. Und zwar weil wir drauf und dran sind, alles zu zerstören, physisch, geistig und spirituell, was zur Essenz unseres Menschseins auf diesem Gestirn gehört. Insofern steht der Erdenmensch überhaupt auf dem Prüfstand. Und da sieht es nicht gut aus, um das eher milde zu formulieren.

Was sich in der Coronakrise brutal deutlich abzeichnet, hat eine lange Vorgeschichte, und um zu verstehen, was heute geschieht, ist es erst einmal erforderlich, sich darüber klarzuwerden, was die abstrakte Naturwissenschaft, wie sie sich seit dem 17. Jahrhundert etabliert hat, damit zu tun hat und was sie im Kern auszeichnet. Die wenigsten machen sich das klar. Diese Wissenschaft hat von vornherein, also schon im Ansatz, alles Lebendige eliminiert oder als „nur subjektiv“ abgewertet.

Das kann man paradigmatisch und wie in einem Brennglas bei Galileo Galilei studieren. Mit Recht spricht der bedeutende Technikhistoriker Lewis Mumford in seinem Buch „Die Megamaschine“ von dem „Verbrechen Galileis“. Ich rede seit Jahrzehnten von der eklatanten Subjektblindheit der herrschenden Naturwissenschaft. Auch die viel gerühmte Quantentheorie hat daran nichts geändert, obwohl häufig das Gegenteil behauptet wird, als sei sie das Alternativprogramm zum mechanistischen Denken. Faktisch ist sie dessen Steigerung, und was die Mathematisierung anbelangt, so ist sie geradezu dessen Krönung. Das Leben bleibt ausgeklammert wie eh und je. Mit der Quantentheorie lässt sich kein Grashalm erklären.

Das geistige Band

Was als wissenschaftliches Objekt für diese Wissenschaft zählt — und in mathematisch-analytischer Form traktiert wird —, ist eben dies: ein bloßes Ding, das kein Innen, also kein Bewusstsein aufweist. Alles Innen der „Naturdinge“, wenn es in eigenständiger ontologischer Wirklichkeit und Wirksamkeit zutage tritt, ist ein nicht integrierbarer Störfaktor für den kalten Rasterblick des wissenschaftlichen Geistes, sofern dieser dem herrschenden Außenweltdogma verhaftet ist — und das ist meistens der Fall.

Nur die als mehr oder weniger tote Außenwelt imaginierte Natur lässt sich fast beliebig quantifizieren oder mathematisieren, sezieren und abstrakt wieder zusammensetzen. Mit dem Lebendigen ist das nicht zu machen.

Wie heißt es im Faust: „Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,/ sucht erst den Geist herauszutreiben,/ dann hat er die Teile in seiner Hand,/ fehlt leider! nur das geistige Band.“ (Das sagt Mephistopheles in der Schülerszene.)

Dieses „geistige Band“ wird nur als ein abstraktes verstanden, dem keine eigenlebendige Würde zukommt. Das ist das brutale Prokrustesbett, das die abstrakte Naturwissenschaft der umfassend lebendigen Natur aufzwingt und das ermöglicht, was als Technik Furore gemacht hat und heute als Megatechnik fast alles auf diesem Planeten im Griff hat. Aus der abstrakten Grundprämisse folgt langfristig eine Planierung alles Lebendigen, die uns an den Rand der Selbstvernichtung gebracht hat.

Ich spreche vom megatechnischen Pharao, vor dem die Erdbewohner mehrheitlich auf dem Bauch liegen. Dieser metallisch glitzernde Großgötze peitscht die Erdlinge gnadenlos voran, und sie dienen ihm überwiegend mit Inbrunst. Da muss vordergründig gar kein Zwang ausgeübt werden; sie machen freiwillig ihre täglichen Niederwerfungen. Sie haben den Götzen lieben gelernt, sie verehren ihn und huldigen ihm, und wer ihnen das sozusagen madig macht, wird schnell abgestraft und als Fortschritts- oder Wissenschaftsfeind gebrandmarkt.

Wohin die Reise geht, wird zunehmend deutlicher. Stichwort: Great Reset. Dazu später mehr. Zugleich haben sich wohl die meisten Erdlinge wohnlich eingerichtet in einem mehr oder weniger toten, monströsen Weltall, das sie für real halten, obwohl es sie feindselig angrinst, sich um ihr Wohl und Wehe nicht kümmert und im Übrigen, wie ich umfassend bewiesen zu haben glaube, auch über weite Strecken nur hypothetisch, ja fiktiv ist. So wird der Mensch auf der Erde zum Fremdling, zum kosmischen Outcast; man kann auch, mit Peter Sloterdijk, vom „kosmischen Idioten“ reden. Kein schmeichelhaftes Etikett.

Sloterdijk meint damit die irreversible Grundbefindlichkeit des modernen Menschen als kosmisch verlorenes Wesen. Wie viele Intellektuelle, die fast durchgehend Wissenschaftsgläubige sind, hält er, Sloterdijk, einen lebendigen Kosmos, der den Menschen integral einschließt und ihm seine Würde zuweist, für obsolet oder für pure Fantasie.

Was die Erde will

In meinem Buch „Was die Erde will“ von1998 habe ich, bezogen auf die Menschheit, von einem Großexperiment gesprochen, das sich in die Frage bringen ließe: „Wie viele Psychopathen braucht es, um ein Gestirn wie die Erde zu ruinieren?“ Diese Frage ist heute, in der Coronakrise, aktueller denn je.

Viele halten das sicher für übertrieben, wehren das ganze Thema ab, in dem Glauben — man kann auch sagen: Wahn —, dass die fulminante Intelligenz der wissenschaftlichen, technischen, digitalen und politischen Eliten es doch irgendwie für uns alle richten werde. Schließlich sei es bis dato immer gelungen, die Totalkatastrophe abzuwenden. Warum nicht auch jetzt?

Die Coronakrise war für mich eine Art Schnellkurs über den Menschen, wie er sich hier mehrheitlich entwickelt hat, und auch über das, was als Wissenschaft so hoch im Kurs steht, wobei hier primär die sogenannte abstrakte Naturwissenschaft gemeint ist, an der sich die Wissenschaft schlechthin bis heute als ihrem Leitbild orientiert.

Die Coronakrise, als integraler Teil der Weltkrise, wie oben vermerkt, die wir gerade durchleben, war und ist für mich auch eine philosophische Herausforderung. Dass sich die Dinge so massiv und in gewisser Weise so plump und dumpf vollzogen haben, hat mich verblüfft.

In gleißendem, kaltem Licht zeigt sich hier der ganze Irrsinn, der auf diesem geschundenen Planeten ohnehin läuft und der auch früher eigentlich nicht zu übersehen war.

Aber jetzt, so war und ist mein Eindruck, vereinfachen sich die lebensfeindlichen Prozesse, wenn man das versuchsweise einmal so nennen will. Mit geradezu erschütternder Deutlichkeit tritt die hässliche Fratze des technischen Götzen, des megatechnischen Pharao, grell in die Sichtbarkeit, und dies ungeachtet aller Utopien und Heilsversprechen, die das Ganze kaschieren sollen.

Man lese das Pamphlet über die „vierte industrielle Revolution“ und auch das über den Great Reset von Klaus Schwab; bei Letzterem hat wohl der Co-Autor Thierry Malleret den Hauptteil geschrieben oder wenigstens den Grundduktus vorgegeben. Das Ideal ist hier offenbar der seiner Freiheit und Menschenwürde beraubte Cyborg-Idiot, der sich kleine Maschinen in seinen Körper einbauen lässt und das auch irgendwie zu genießen scheint, weil er sich so angeschlossen fühlt an die Superintelligenz des technischen Homo deus, des gottgleichen Übermenschen, der uns in das überirdische Paradies geleitet, das wir nun selbst herstellen können und werden. „Will kein Gott auf Erden sein,/ sind wir selber Götter“ (22. Lied der „Winterreise“ von Wilhelm Müller und Franz Schubert).

Der megatechnische Pharao

Ich will hier einen Gedanken einflechten, den viele ablehnen werden. Der technische Wahn wird vorangetrieben von den Dienern des megatechnischen Pharao, in erster Linie von den sogenannten Eliten, die sich für intelligent halten und von unzähligen Menschen bewundert werden. Sie geben die Marschrichtung vor, in enger Tuchfühlung mit den Mächtigen in Politik, Wirtschaft und Finanzindustrie. Zusammen stellen sie einen ungeheuren, global agierenden und kaum zu kippenden Machtfaktor dar, dem gegenüber sich die meisten Menschen ohnmächtig und hilflos fühlen.

Das führt dazu, dass sie sich auch, in unterschiedlichen Graden, aus der Verantwortung stehlen, und zwar nach dem Motto: Was können wir dafür, die wir doch quasi nur Befehlsempfänger oder Ausführende beziehungsweise Mitspieler sind?

So einfach ist es nicht, meine ich: Es gibt nicht nur die wenigen mächtigen Täter — also die „Bösen“ — auf der einen Seite und die vielen unschuldigen Opfer auf der anderen Seite, die „nichts dafür können“.

Das gilt auch für die ökologische Krise. Die vielen „da unten“ sind zugleich Akteure, sind Mitspieler und stehen als solche auch in der Verantwortung, die angelegt ist in der Conditio humana. Man kann sie, also die vielen, nicht in Gänze exkulpieren.

Dennoch, dennoch: Die „da oben“ tragen zwar nicht die alleinige, aber ganz sicher den Hauptteil der Verantwortung, zumal sie „die Masse“ umfassend manipulieren und steuern und je nach Situation auch ausbeuten und misshandeln. Je größer die Macht, um so größer auch die Verantwortung und die daraus resultierende Möglichkeit — ich erlaube mir diese Fantasie —, im Zuge eines globalen Umbruchs sich vor einem „Welttribunal“ verantworten zu müssen. Die Corona-Regime in aller Welt sind schuldig und bleiben schuldig. Wie alle anderen brutalen und grausamen Regime und Machtapparate bis hin zum faktischen Faschismus, der auch als Ökofaschismus und Technofaschismus daherkommt., wie man heute klar sieht.

Hier möchte ich einflechten, dass uns die herrschende Kosmologie letztlich eine Art Verbrecher-Universum vorgaukelt, innerhalb dessen der irdische Faschismus irgendwie provinziell wirkt, wenn man die sternenfressenden Supermonster der sogenannten Schwarzen Löcher bedenkt, die allen Ernstes für real gehalten werden, obwohl der projektive Anteil darin eigentlich mit Händen zu greifen ist. Vor einigen Jahren wurde dem staunenden Weltpublikum gar ein Foto eines solchen Schwarzes Loches vorgestellt, das weltweit beklatscht wurde, aber – immerhin – dann doch von einigen, allerdings sehr wenigen, kritischen Physikern etwa Alexander Unzicker, als das entlarvt wurde, was es ist: ein im Grunde grotesker Fake, ein Computerkonstrukt.

Im Mittelteil meines Videos „Was ist Erkenntnis?“ vom August 2019 findet sich ein Kommentar dazu.

Dass dieses Katastrophen-Universum die Ausgeburt eines im Grunde kranken Geistes ist, habe ich in meinem Kosmologie-Buch („Räume, Dimensionen, Weltmodelle. Impulse für eine andere Naturwissenschaft“) ausführlich dargestellt und begründet. Sollte der Weltgeist tatsächlich eine solche Welt geschaffen haben, kann er nicht intelligent sein. Ich würde dann eher an einen bösartigen Demiurgos denken, wie ihn die alten Gnostiker imaginierten.

Es ist eine Bewusstseinskrise

Die abstrakten Naturwissenschaftler und selbst ernannten Kosmologen — die eher Chaotologen heißen sollten — sind übrigens auf ihre Weise die Nachfahren dieser alten Gnostiker. Der Weltformel-Wahn, der viele abstrakte Geister beflügelt, ist wohl primär neo-gnostisch zu verstehen. Die Auflösung oder abstrakte Verdampfung der „real existierenden Welt“ in dem einschlägigen Formelwerk bedeutet zugleich die Annihilierung aller lebendigen Zusammenhänge.

In der Weltformel ist die Weltaufhebung enthalten oder zumindest mitgedacht, wie ich schon vor vielen Jahren gezeigt habe. Das ist schwarze Alchemie von der übelsten Sorte. Auch so ein Götze, den viele bewundern oder anbeten. In solchem Götzendienst ergehen sich auch die Matadore des Transhumanismus, die zunehmend an Macht und Einfluss gewinnen. Eigenartig, dass sie die Vorläufer — und Begleiter! — ihrer Wahnideen nicht oder kaum zur Kenntnis nehmen, also die abstrakte Naturwissenschaft seit Galilei.

Die Weltkrise einschließlich der Coronakrise ist in der Substanz eine Bewusstseinskrise oder, wie ich gelegentlich sage, eine psycho-kosmologische Krise. Die herrschende Bewusstseinsformation auf diesem Planeten ist die der Intellektualkultur.

Kaum jemand kann sich diesem Moloch entziehen, zumal er ja gefeiert wird und ihm ständig Opfergaben dargereicht werden. In erster Linie unsere lebendige, und das heißt für mich stets kosmisch-geistige, Würde. Diese Würde legen wir dem megatechnischen Imperator mundi vor die Füße. Dieser nimmt sie gerne an. Warum? Weil er diese lebendige Substanz braucht. Entzieht man ihm diese Substanz, bleibt nur die tote und abgespaltene Technosphäre, die dann auch durch ihre Aufwertung zur Theosphäre nicht davor bewahrt werden kann, in den Orkus hinabgerissen zu werden, der alles Leben auf der Erde zerstört.

Der Parasit braucht den lebendigen Wirt. Wenn der technische Mensch als praktizierender Götzendiener die menschliche, die geistig-kosmische Substanz, die selbst ihm als Potenzial innewohnt, komplett ruiniert, zerstört das auch ihn selbst. Und das weiß oder ahnt er. Das „Stahlskelett“ der globalen Intellektualkultur ist tot und bleibt tot, und ohne das Absaugen und ständige Vernutzen dessen, was den Menschen in seiner eigentlichen Würde ausmacht, ist auch der Homo technicus am Ende. Er verdurstet in seiner abstrakten Wüste, weil er alle lebendigen Quellen zugeschüttet hat. Und das erkennt er wohl erst, wenn es zu spät ist. Der technische Imperialismus widerlegt sich selbst, wenn er umfassend siegt oder zu siegen vermeint. Er implodiert in sein eigenes Nichts hinein … Es ist klar, dass er — wie Hitler — möglichst viele in diesen Untergang seiner selbst hineinziehen würde — ich benutze hier bewusst den Konjunktiv.

Das tote Universum

Ich sage es noch einmal, weil es offenbar von den meisten ignoriert wird — bin ich zum „Prediger in der Wüste“ geworden? —: Die herrschende abstrakte Naturwissenschaft, auf der das ganze Gebäude unseres technischen In-der-Welt-Seins beruht, ist letztlich auf eine menschenleere Welt ausgerichtet, eine tote Welt, eine Welt ohne Leben und Bewusstsein.

Eine Welt ohne ein Innen, ohne Bewusstsein also, die nur das Außen als verbindlich erachtet und mehrheitlich von Wesen bewohnt wird, die ihr eigentliches Innensein im geistig-kosmischen Sinne vergessen oder verraten haben, ist nicht nur absurd und unmenschlich, sondern auch dämonisch. Wobei diese Dämonie fortlaufend kaschiert, ja geleugnet werden muss, weil sonst die „Akzeptanz der Menge“ nicht mehr gegeben ist. Ohne die fortdauernde Beschwörung des Heils, ja der Erlösung durch die technische Weltbemächtigung würde der Great Reset nicht greifen.

Im Letzten geht es um eine Art lebensfeindlicher Erlösung, die als Weltrettung und Weltgesundung daherkommt. In dem Corona-Irrsinn wird dies geradezu holzschnittartig vorgeführt.

Die Corona-Regime bedienen sich solcher Weltrettungsfantasien, die durchgängig einen religiösen Touch haben, wenn sie nicht überhaupt zur Religion geworden sind, einer dogmatischen und totalitären überdies.

Das mit der Dämonie meine ich keineswegs nur intellektuell-metaphorisch, um gleich ein mögliches Missverständnis abzuräumen. Es gibt das Böse, wie auch immer wir es jetzt fassen wollen. Eine Diskussion über die „Ontologie des Bösen“ allerdings ist weitgehend müßig und führt nur in jene sattsam bekannte Form der ideologischen Auseinandersetzung, bei der nichts herauskommt.

Was ist überhaupt Wissenschaft? Die Frage ist nicht einfach und schnell zu beantworten. Wer die Wissenschaftler selbst befragt, erfährt wenig Substanzielles; sie sind mehrheitlich blind für die Grundlagen und die Voraussetzungen ihres eigenen Tuns. Auf jeden Fall steckt darin das Wort „Wissen“. Was jeweils als Wissen gilt oder ausgegeben wird, ist bei Licht gesehen häufig nur eine irgendwie plausible und konsistente Behauptung über ein Phänomen, einen Sachverhalt, ein Naturding et cetera.

Weniges ist wirklich selbstevident und damit im allgemeinen Bewusstsein eine Tatsache, ein Faktum, das rational-empirisch nicht angezweifelt werden kann. Die Wahrheit steht nicht in Leuchtbuchstaben über dem zu interpretierenden oder zu erklärenden Phänomen. Das Rational-Empirische ist in der Intellektualkultur verankert, die vor rund 2.500 Jahren in Griechenland erstmalig Form gewann und bis heute das maßgeblich bestimmt, was als Wissenschaft Gültigkeit beanspruchen kann und darf.

Wissenschaft war zunächst und für lange Zeit ausschließlich Naturwissenschaft, die sich aus der Naturphilosophie heraus entwickelte und irgendwann ohne diese, ja ohne Erkenntnistheorie und vertieftes Denken überhaupt, ihren Siegeszug über den Globus antrat. Das sind allseits bekannte Dinge — könnten es jedenfalls sein.

Verschwimmende Wirklichkeit

Weniger bekannt ist der Umstand, dass Wissenschaft oder was als eine solche gilt, nie loszulösen war und ist von einem übergreifenden Weltbild, das die Grundannahmen und Prämissen umschließt und fundiert, ohne welche die Wissenschaft überhaupt bodenlos wäre. Die Prämissen werden selten direkt genannt und häufig genug übersehen, sie sind aber von essenzieller Bedeutung.

Für „Weltbild“ lässt sich auch „Weltanschauung“ sagen. Diese muss nicht explizit in Erscheinung treten, aber es gibt sie; sie bestimmt letztlich das mit, was als Wirklichkeit gilt. Wissenschaftliche Kontroversen erwachsen häufig aus einem jeweils andersartigen Verständnis von dem, was als wirklich gewertet oder gesetzt wird. Die berühmte Kontroverse zwischen Albert Einstein und Niels Bohr, den Quantentheoretikern überhaupt, zeigt dies paradigmatisch.

„Wirklichkeit“ ist ein schwieriger Begriff, oft eingeengt auf das pure Faktum, die Tatsächlichkeit von Dingen oder Zusammenhängen. Bei allen Aussagen, die die unmittelbare sinnliche Evidenz übersteigen, kommen Hypothesen ins Spiel, die bei näherer Betrachtung sich häufig als — partiell nützliche — Fiktionen erweisen. Wichtig ist dabei die über die mathematische Beschreibung vermittelte Präzision und Voraussagekraft, auf die die Physiker besonders stolz sind.

In einem langen Gespräch mit Werner Heisenberg über Grundfragen der Physik und die Feldtheorie von Helmut Krause im Sommer 1974 forderte ich ihn auf, in einem Satz zu sagen, was er als Physiker und Wissenschaftler wolle. Seine Antwort war: „Ich will die Natur verstehen, und zwar so genau verstehen, dass Voraussagen möglich sind.“ Das ist deutlich genug. Verstehen wird an — zutreffende — Voraussagen geknüpft. Ist das ein Kriterium für Wirklichkeit oder gar Wahrheit im wissenschaftlichen Verständnis? Das hängt von den Prämissen ab, die gesetzt werden und die den Erkenntnisprozess bestimmen.

Wer eine andere Grundannahme vertritt als in der herrschenden Intellektualkultur vorgesehen und damit von einem anderen Weltbildkontext ausgeht, was ich tue, wird ein Phänomen oder Naturding anders deuten, als dies im herkömmlichen Rahmen akzeptiert und honoriert wird. Voraussagen kann es trotzdem bis zu einem gewissen Grade geben; nur sind diese anderer Art beziehungsweise anders eingehängt und sind nicht, im üblichen Verständnis von Wissenschaft, abstrakt und technisch umsetzbar.

Eine technikabhängige Wissenschaft

Menschen neigen dazu, etwas für wahr oder, bescheidener, für richtig zu halten, wenn etwas im technischen Sinne „Greifbares“ dabei herauskommt. Motto: Mein Computer funktioniert, also sind die physikalischen Bauprinzipien, die ihm zugrunde liegen, doch einwandfrei bewiesen. Kurz: Was funktioniert, ist wahr.

Stimmt das? Keineswegs; aber was funktioniert, ist zumindest technisch erst einmal richtig, vom Staubsauger bis zum Smartphone, aber gerade dieses Funktionieren verdeckt häufig das, was fehlt und was die eigentliche ontologische und kosmisch-natürliche Grundlage darstellt. Beispiel: Was transportiert elektromagnetische Wellen durch den Raum? Dieser Frage gegenüber hat die herrschende Physik keine überzeugende Antwort.

Die berühmte Äthertheorie, die im 19. Jahrhundert die Physiker bewegte und beunruhigte, ja überforderte — man kam einfach nicht klar damit, weil dieses Medium ungeheuer dicht und zugleich unvorstellbar fein sein musste und so weiter —, war auf jeden Fall sinnvoller als die nichtssagende Aussage vom „Quantenvakuum“ , die keinerlei echten Erklärungswert hat. Zu diesen Fragen habe ich mich in meinem Kosmologie-Buch eingehend geäußert, auch in meinem Video über den Michelson-Morley-Versuch.

Die neuzeitliche Wissenschaft ist ohne ihr technisches Pendant nicht denkbar. Der Großteil der heutigen astrophysikalischen, kosmologischen oder mikrobiologischen Forschung würde sofort kollabieren, wenn man den großen Stecker zieht, wenn man sie abkoppelt von den abstrakten Bildern und Messinstrumenten, deren sie bedarf, um vollgültig sie selbst zu sein.

Insofern ist Wissenschaft ein integraler Teil der technokratischen Diktatur. Und dies in engster Verbindung mit den Zentren der Macht und des Geldes. Das genuine Denken spielt in der Wissenschaft eine verschwindend geringe Rolle.

Philosophie gilt dort als mehr oder weniger schöngeistiges Glasperlenspiel, das durchaus „sein darf“, unterstellt natürlich, sie erhebe keine übergreifenden oder gar die Wissenschaft tiefergehend befragenden und herausfordernden Ansprüche. Diese Herausforderung wird seitens der Wissenschaft mehrheitlich verneint, ja empört zurückgewiesen. Die eigentlich interessanten naturphilosophischen Grundfragen bleiben dabei auf der Strecke: Was ist Licht? Was ist Gravitation? Ist diese unendlich schnell oder hat sie eine messbare Geschwindigkeit? Warum durchdringt sie alles? Was hält die Erde im Raum? Ist dieser Raum einfache tote Erstreckung oder ein lebendig pulsierendes Etwas, auf das der alte Begriff „Weltseele“ anzuwenden wäre — wovon ich ausgehe? Und vieles mehr.

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Die Wiederbeseelung der Welt

Um die politischen und ökologischen Krisen unserer Zeit zu überwinden, müssen wir das Paradigma eines toten und sinnlosen Universums aufgeben. Teil 2/2.

Jochen Kirchhoffs Buch „Kosmos“ jetzt bei OVALmedia

von Jochen Kirchhoff

Foto: Willyam Bradberry/Shutterstock.com

„Es ist eine Weltsicht, die vom Toten ausgeht und das Lebendige nie erreichen kann“, sagte der Naturphilosoph Jochen Kirchhoff in einem Redebeitrag aus dem Dokumentarfilm „Die technokratische Diktatur“. Diese ruiniere „alles, was uns als Menschen ausmacht“. Wo keine Ehrfurcht vor dem Leben vorhanden ist und der Kosmos als tot und sinnentleert verstanden wird, werden Menschen auch keine Bedenken haben, der von ihnen geschaffenen Technik die Kontrolle über unsere Zukunft zu überlassen. Der Transhumanismus harmoniert deshalb auch bestens mit neuen totalitären Entwicklungen, die den Gesellschaftskörper in eine von den Mächtigen gesteuerte Maschine verwandeln. Wo Menschen ihre Mitwelt als leb- und seelenlos betrachten, sinkt auch die Hemmschwelle zur totalen Vernichtung, was wir am derzeitigen Zustand unserer Erde und unseres Ökosystems beobachten können. Die Corona-Erzählung, gestützt auf eine rein materialistische Virologie, hat die negativen Tendenzen eines zerstörerischen Zeitgeists auf die Spitze getrieben. Aus Angst vor dem Tod wird das Leben jeder Lebendigkeit beraubt. Die Krise kann jedoch zum Umkehrpunkt werden, wenn wir verstehen, dass wirkliche Veränderungen auch einen Wandel im Weltbild voraussetzen.

Hohepriester des Abstrakten

Wie ist das nun mit der technokratischen Diktatur in der Weltkrise, die uns zunehmend den Atem raubt und die Sensibleren fast in den Wahnsinn treibt? Hat die Philosophie hier etwas zu melden oder Substanzielles anzumerken? Ich würde dies bejahen, gehe dabei allerdings von einer Vorstellung von Philosophie aus, der kaum einer heute anhängt. In der Intellektualkultur des megatechnischen Pharao gilt: Wenn die Wissenschaft forscht und spricht, hat der Philosoph zu schweigen, denn — das wird ja angenommen — was hätte er schon ernsthaft zu sagen, solange er nicht selbst zum Rechenmeister wird, zum abstrakten Zauberlehrling?

Die Hohepriester des Abstrakten wollen nicht gestört werden in ihrem Wirken, wollen und können (!) die eigentlich relevanten Grundfragen nicht stellen, um das noch einmal anzumerken. Deswegen ist ihr Weltbild so öde, so monoton und monochrom; deswegen gleicht es eher einem Albtraum, einem Wahngebilde, einer gigantischen Phantasmagorie.

Diese könnte man auf sich beruhen lassen, wenn sie nicht tief hineinreichte und hineingriffe in unsere Kernsubstanz als Menschen, als lebendige Ich-Wesen, was zur Folge hat, dass sie uns ruiniert und seelisch kaputt macht, unsere schöpferische Fantasie erstickt. Und: Was die Seele kaputt macht, macht zugleich auch die lebendige Natur, die uns trägt, kaputt. Der megatechnische Vernichtungsfeldzug, den wir erleben, wurde vorbereitet durch einen bewusstseinsmäßigen, theoretischen Vernichtungsfuror, der sich zunächst im Ideologischen bewegte, im zunehmend toten und abgesprengten Denken.

Doch die reale Verwüstung folgt der ideologischen dicht auf dem Fuße. Hiroshima ist ohne die lebensfeindliche Physik nicht denkbar. Als Otto Hahn am 6. August 1945 in Farmhall in England, wo er mit Werner Heisenberg, Max von Laue, Carl Friedrich von Weizsäcker und anderen interniert war, über das Radio vom Abwurf der Atombombe über Hiroshima hörte — Heisenberg bezweifelte zunächst, ob es sich wirklich um eine solche handelte —, soll er gesagt haben: „Damit habe ich nichts zu tun.“ Zugleich wussten alle Beteiligten, dass er innerlich ganz anders dachte und selbstmordgefährdet war, weil er sich schuldig fühlte. Man hatte Angst um ihn.

Otto Hahn hatte einmal Weizsäcker gegenüber geäußert, dass er sich umbringen würde, falls aus seinen Entdeckungen eine Atombombe folgte — allerdings „in der Hand Hitlers“, wie Weizsäcker 1967 in einem Spiegel-Gespräch äußerte. Jetzt war es nicht Hitler, sondern es waren die Amerikaner. Trotzdem warf es ihn fast um.

Das sind Vorgänge, die zum Thema gehören, die mitgedacht werden müssen, obwohl es die Physiker geschickt verstanden haben in den späteren Jahren, alles auf die Politiker abzuwälzen und sich selbst als „reine Forscher“ zu präsentieren. Robert Oppenheimer war da, wenigstens für einen kurzen Moment, ehrlicher, als er nach dem Abwurf der ersten Atombombe in der Wüste von Nevada am 16. Juli 1945 entsetzt äußerte: „Wir haben die Arbeit des Teufels getan.“

Technik als Machtinstrument

Die Technik — von welcher Größenordnung an? — hatte und hat stets auch ein machtförmiges Element, das diktatorische Züge trägt und sich als alternativlos präsentiert und gebärdet. Dieses Element macht auch vor der menschlichen Kernsubstanz nicht halt. Diese Kernsubstanz soll umgebaut, „verbessert“ und auf eine als höher geltende Stufe gehoben werden.

Der Mensch soll zum Cyborg-Gespenst, zum Roboter ohne selbstbestimmte und ichhafte Geistigkeit werden: zum fremdbestimmten Mischwesen, wie es der Great Reset vorsieht, mit technischen Implantaten im Leib, die zu einem Teil dieses Leibes werden, den man nicht mehr loswerden kann, der dann immer da ist und sein satanisches Lied singt: „Du bist geschützt, dir geht es gut, du hast alles, was du brauchst, vertraue uns, wozu musst du dich quälen mit Fragen und tieferen Denkprozessen, das führt doch alles zu nichts, wir bauen die bessere Welt zu deinem Nutzen, zu deiner Freude und für den globalen Frieden …“

Der Mensch soll zur technischen Marionette werden. Wozu Freiheit, wozu Selbstbestimmung, wozu all das, was den Menschen früher belastete?

Er soll so umgebaut werden, dass er ohne allzu großen Aufwand gesteuert werden kann von den Herrenmenschen — und die Damen nicht zu vergessen — der digitalen Konzerne und der Kathedralen der abstrakten Macht, die sich geistig schon abgesprengt haben vom Lebendigen und nun dabei sind — es dauert noch etwas, nur Geduld —, dieses Lebendige in Gänze oder fast in Gänze zu eliminieren. Geistig und physisch. Das ist Nihilismus pur, der „Wille zum Nichts“, wie Nietzsche sagt. Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Titel des letzten Buches des Ökologen Herbert Gruhl von 1992 „Himmelfahrt ins Nichts“ (mit dem Untertitel: „Der geplünderte Planet vor dem Ende“)?

Zunächst einmal geht es den Matadoren der abstrakten Weltbemächtigung um zügellose und staatsübergreifende Macht, um die Unterwerfung der Menschheit, und um diese obszöne Machtfülle zu genießen, darf nicht alles zerstört werden, um diesen Aspekt ein weiteres Mal zu nennen. Etwas Natur soll und darf erhalten bleiben. Später, irgendwann, vielleicht schneller, als man denkt, mutiert dann der Geist zum Chip und zur KI (der sogenannten Künstlichen Intelligenz), und dann geht es weiter, immer weiter, hinein in den Umbau und die Kolonisierung der kosmischen Umwelt, wie dies schon der Quantenphysiker Frank Tipler 1994 in seinem monströsen Buch „Physik der Unsterblichkeit“ sozusagen plastisch beschrieben hat — es winkt die technische Erlösung, die technische Unsterblichkeit.

Das Buch wurde zum Megabestseller, und dies über Monate hinweg! Die Esoteriker waren begeistert. Der unvollkommene, biologisch-fleischliche Mensch mutiert in dieser Wahnidee zur perfekten Simulation seiner selbst — er merkt den Unterschied gar nicht — und ist dann unzerstörbar, unsterblich. Selig im Irrsinn, selig im Wahn, ein ewiges Gespenst …

Religiöser Wahn im Gewand der abstrakten Naturwissenschaft.

Der Schöpfungsplan wird „umfunktioniert“, um eine Worthülse der 68er zu verwenden, zum technischen Plan, den die Zauberlehrlinge entworfen haben. Goethe hat das Grundmuster dieses Irrsinns heiter und zugleich prägnant in seinem Gedicht „Der Zauberlehrling“ dargestellt, das von beklemmender Aktualität ist. Die Zauberlehrlinge, allesamt, werden scheitern, wenn die „heilige Natur“ (Friedrich Hölderlin) zu sich selbst erwacht und die große Scheidung der Geister aufsteigt wie ein strahlendes Gestirn und die Gespenster vertreibt und dorthin verbannt, wohin sie streben und von wo sie kommen. Ich erlaube mir diese kleine poetische, aber nicht nur poetische, Träumerei, die mich immer wieder belebt und mir Zuversicht schenkt, wenn mich der Wahnsinn anflutet, der hier tobt und nicht weichen will.

Rettet uns ein höheres Wesen?

Das führt auf die Frage einer rettenden, einer in irgendeinem Sinn verheißungsvollen Perspektive. Ohne diese Perspektive bleiben wir blockiert und ohnmächtig, aber wo wäre sie zu suchen und gegebenenfalls zu finden? Wo ist die Spur, der es sich zu folgen lohnt? Soweit das Auge reicht, ist nichts dergleichen zu erkennen.

Was man überwiegend wahrnimmt, gleicht dem wüsten Land der Gralserzählung. Und da ist wenig Hoffnung. Und doch gibt es diese Spur. Davon bin ich überzeugt. Ich glaube nicht an die Vernichtung der Erde. Das Schöpferische wird siegen.

Hier klingt mir schon der mir bestens bekannte Einwand in den Ohren: „Aber lieber Herr Kirchhoff! Was ist das denn? Glauben Sie das ernsthaft? Das erinnert doch fatal an das berühmt-berüchtigte Statement von Martin Heidegger in dem Spiegel-Gespräch von 1966: ‚Nur ein Gott kann uns retten.’ Meinen Sie so etwas? Ist das nicht Wunschdenken oder, schlimmer noch, eine irgendwie esoterische Phantasmagorie?“

Mit Heidegger kommen wir nicht weiter, obwohl der Satz, für sich genommen, nicht falsch sein muss. Alles hängt hier davon ab, was mit „ein Gott“ — warum nicht auch „eine Göttin“? — gemeint ist. Um etwas Religiöses, wie es gemeinhin verstanden wird, kann es sich nicht handeln. Gut, aber was dann? Ich will versuchen, wenigstens anzudeuten, wo ich einen Rettungsimpuls sehe. Und dazu muss ich etwas ausholen. Zuvor einige mutmachende Zeilen von Goethe: „Allen Gewalten/zum Trotz sich erhalten; /nimmer sich beugen/kräftig sich zeigen./ Rufet die Arme der Götter herbei.“ Statt „ein Gott“ nun „die Arme der Götter“.

Sind das höhere Wesen als Hüter und Wächter der Erde? Ja, das schwingt auf jeden Fall mit. Ich will das fürs Erste — wie Goethe selbst — in der Schwebe lassen.

Was meint Rettung? Rettung wovon und Rettung wozu? Das ist wie mit der Freiheit; auch hier lässt sich nach dem Wovon und dem Wozu fragen. Rettung hat mit diesem „Sich-Erhalten“ zu tun. Das betrifft den Einzelnen und, naturgemäß, das ihn nährende und tragende Gestirn, das keine Oase ist inmitten einer kosmischen Wüste, sondern als eingebettet begriffen werden kann in die All-Lebendigkeit des Universums, bescheidener vielleicht: in die uns umgebenden und durchdringenden Strömungen und Schwingungen unserer kosmischen Umwelt beziehungsweise „Nachbarschaft“. „Weltraum ist Weltseele“, sagt der Philosoph und Kosmologe Helmut Friedrich Krause (1904 bis 1973).

Das überzeugt mich. Der Nur-außen-Raum ist eine Fiktion. Es gibt ihn gar nicht, kann ihn gar nicht geben. Das lässt sich schon rein phänomenologisch aus unserer unmittelbar erfahrenen Leiblichkeit ableiten. Wir leben und atmen ja nicht im letztlich abstrakten „Ortsraum“ (Hermann Schmitz), wie ihn Mathematik und Physik beschreiben, sondern in einem rundum lebendigen und bewusstseinserfüllten Medium, das sich der wissenschaftlichen Rasterfahndung völlig entzieht.

Im Übrigen und gleichsam im Vorübergehen vermerkt: Die Raumfrage ist wissenschaftlich und intellektuell nie gelöst worden; sie bleibt ein großes Rätsel. Kein Physiker oder Mathematiker weiß wirklich, was der Raum ist, genauso wenig wie er weiß, was Licht, was Gravitation, was Bewusstsein ist, was die Gestirne sind und was Leben ist und wie es entstand.

Das atmende All

Nur von einer Kosmologie der All-Lebendigkeit aus kann man sich ernsthaft der Frage nähern, ob es, zunächst gegen die Evidenz der gnadenlos voranschreitenden Zerstörung, so etwas wie Rettung und Heilung geben kann.

Die Erde ist ein lebendiger Organismus, auch die anderen Gestirne sind es. Superheiße Kugeln oder thermonukleare Höllen — so werden die Sterne ja von der herrschenden Astrophysik und Astronomie gesehen —, die in eisiger Nacht und ewig sinnlos umeinander herumfallen, gibt es nach meiner Überzeugung gar nicht. Ich greife hier auf Gedanken Helmut Krauses zurück, die ich versucht habe weiterzudenken. Was uns als kosmisches Licht erscheint, ist das Resultat subtiler und sehr differenzierter Wechselwirkungen der Raumenergieverstrahlungen der uns umgebenden Gestirne, vor allem der Sonne, die kein Höllenstern ist, sondern eine rundum lebendige Kugel, wie alle sogenannten Sonnen.

Ein gasförmig waberndes Gestirn von so ungeheurer Hitze, wie ja unterstellt wird — letztgültig bewiesen wurde es nie —, ist ein physikalisches Monstrum, das niemals funktionieren und als klar definierte Kugel erscheinen könnte. Was wir sehen, ist eine kreisrunde Scheibe mit einer deutlich erkennbaren Abgrenzung, die, bezogen auf das Gestirnganze, unterhalb der Oberflächenschicht eher auf eine feste und nicht auf eine gasförmige Struktur verweist.

Die astrophysikalischen Behauptungen zur Physik der Sonne und des kosmischen Lichtes sind Fiktionen, erwachsen aus Rechenoperationen und Extrapolationen auf der Grundlage der Physik der Erdoberfläche, wie wir sie kennen. Es handelt sich um methodischen Geozentrismus (Kurzformel: „Alles so wie hier“), in dem wechselwirkende Raumenergiefelder keinen Platz haben. Was an Mathematik hier mitgeliefert wird, hätte nur dann Beweiskraft, wenn es diese Felder nicht gäbe. Dazu habe ich mich andernorts eingehend geäußert, am ausführlichsten in dem erwähnten Buch „Räume, Dimensionen, Weltmodelle“, aber auch in einigen Videos.

Das Immunsystem der Erde

Die Erde („Gaia“) als Teil der rundum lebendigen und bewusstseinserfüllten Galaxie — es gibt in ihr unzählige belebte und bewohnte Gestirne — wird, wie jeder Organismus, alles versuchen, „sich zu erhalten“, das eigene organische und seelisch-geistige Immunsystem aufzubieten, um die bedrohenden destruktiven Energien abzuwehren. Menschen, die sich ihrer innersten Natur als kosmisch-geistige Wesen wirklich bewusst werden, wirken daran mit. Das stelle ich hier ohne weitere Fundierung als These und Gedankenmeditation in den Raum.

„Gedanken sind wirksame Faktoren des Universums“, sagt Novalis. Offenbar gibt es ein Geisterringen im Kosmos, einen Antagonismus von schöpferischen und destruktiven, regressiven Kräften.

Etliche Mythen und Mythologeme sowie Neomythen in Büchern und Filmen künden davon, auch Philosophen wie Heraklit, Giordano Bruno, Jakob Böhme, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Friedrich Nietzsche — mit Abstrichen —, Helmut Krause und Jochen Kirchhoff tun es auf ihre Weise. In dieses Geisterringen sind wir involviert, ob wir es wollen oder nicht. Und dieses Geisterringen ist im Fall der Erde besonders schwierig für die schöpferischen Geister.

Die dämonischen Kräfte haben hier schon bedrohlich an Boden gewonnen und verteidigen ihre Bastionen mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Raffinesse und Brutalität. Noch ist es nicht gelungen, sie schachmatt zu setzen, sie unschädlich zu machen. Aber es wird gelingen. Es wird gelingen, wenn es im Prinzip möglich ist. Was hier möglich ist, wird geschehen. Davon gehe ich aus. Und ganz sicher bedarf es dazu eines bestimmten Kairos, einer bestimmten höheren Konstellation, die sich im Vorhinein nicht abgreifen lässt. Dieser Kairos und dieses Geisterringen sind keine Fantasy, verehrte Leserinnen und Leser. Viele von euch ahnen ohnehin, dass sich so etwas abspielt, wenn mich meine Wahrnehmung nicht täuscht.

Übergangs- und Endzeitszenarien gibt es zur Genüge. In dem Film „Matrix“, vor allem im ersten Teil, ist offenbar Zukünftiges vorgezeichnet oder angedeutet, wie immer sich dies nun in der Realität darstellen wird. Letztlich geht es um ein Aufwachen zur Wirklichkeit. Dieses Aufwachen ist schwer, sehr schwer. Doch die Weltkrise könnte es erleichtern. Keiner steht auf sozusagen neutralem Boden. Jeder muss — irgendwann — Farbe bekennen. Und formelhaft würde ich sagen:

Der kosmische Anthropos

Raus aus der Matrix der Vernichtung und Knebelung und wach werden! Vom „kosmischen Idioten“ zum „kosmischen Anthropos“. Vielleicht ist es angezeigt, von einer metaphysischen Revolution zu reden. Das schließt unzählige konkrete Entscheidungen und Schritte ein vonseiten der schöpferischen Geister. Alles wird davon abhängen, wer wir wirklich sind, wenn „es darauf ankommt“. Und damit ist nicht nur der angedeutete Kairos irgendwann in der näheren oder ferneren Zukunft gemeint, sondern das Hier und das Jetzt. Jetzt kommt es darauf an. Die Diener des megatechnischen Pharaos sind nicht müde, sondern voll erschreckender Munterkeit. Aber wir sollten den Gegner nicht überschätzen, natürlich auch nicht unterschätzen.

Die Götzen sind schon „angefressen“, ihre Diener schlagen um sich, weil sie die Bedrohung spüren. Insofern ist diese jetzige Phase besonders gefährlich, aber gerade dadurch auch hoffnungsvoll.

Der große Denker Giordano Bruno hat es in einer seiner Schriften (von 1584) schon im Titel auf eine prägnante Formel gebracht, die einen kämpferischen und programmatischen Impetus verrät: „Lo spaccio della bestia trionfante“, zu Deutsch: „Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“. Darum soll und wird es jetzt und in Zukunft gehen.

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