Von Caitlin Johnstone

Ursprünglich veröffentlicht am 25. September 2022 von RL (Transition News).


Wladimir Putin hat angekündigt, dass in vier Regionen im Osten der Ukraine Referenden abgehalten werden. Die Bevölkerung wird dort über den Beitritt zur Russischen Föderation abstimmen. Ähnliches ist beim Krim-Referendum 2014 geschehen, das zur Annexion dieses Gebiets durch Russland geführt hat.

Putin kündigte zudem an, 300’000 zusätzliche Soldaten für den Krieg zu mobilisieren (…). Dies stellt in jeder Hinsicht eine erhebliche Eskalation des Konflikts dar. Putin hat auch eine nukleare Warnung ausgesprochen. Von den Managern des Imperiums wird sie hysterisch als schockierende und beispiellos kriegerische Bedrohung dargestellt.

Wenn man jedoch liest, was er tatsächlich gesagt hat, wird klar: Putin hat in Wirklichkeit den Westen lediglich an dieselben Prinzipien der gegenseitig gesicherten Zerstörung erinnert, die seit Generationen gelten. Putin vertritt keine Position, die die westlichen Atommächte nicht auch vertreten. Er sagte:

«Wir sprechen nicht nur über den vom Westen geförderten Beschuss des Kernkraftwerks Saporischschja, der die Gefahr einer nuklearen Katastrophe in sich birgt, sondern auch über die Äusserungen einiger hochrangiger Vertreter der führenden NATO-Staaten. Sie sprechen über die Möglichkeit und Zulässigkeit, Massenvernichtungswaffen gegen Russland einzusetzen – Atomwaffen. Denjenigen, die sich erlauben, solche Aussagen über Russland zu machen, möchte ich in Erinnerung rufen: Auch unser Land verfügt über verschiedene Vernichtungsmittel, und die sind in einigen Komponenten moderner als die der NATO-Staaten. Wenn die territoriale Integrität unseres Landes bedroht ist, werden wir sicherlich alle uns zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um Russland und unser Volk zu schützen. Das ist kein Bluff. Die Bürger Russlands können sicher sein, dass die territoriale Integrität unseres Mutterlandes, unsere Unabhängigkeit und Freiheit, ich betone das noch einmal, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gesichert werden. Und diejenigen, die versuchen, uns mit Atomwaffen zu erpressen, sollten wissen, dass sich der Wind auch in ihre Richtung drehen kann.»

Dieser Krieg ist in der Tat wahnsinnig gefährlich, aber nicht wegen der Worte, die aus dem Mund von Wladimir Putin kommen. Westler, die sich schockiert und erstaunt über Putins offenes Bekenntnis zeigen (…), geben damit eigentlich nur zu, dass sie nicht aufgepasst haben. Die Gefahr eines Atomkriegs ist der Grund, warum vernünftige Menschen jahrelang zur Deeskalation und Entspannung zwischen den USA und Russland aufgerufen haben.

Die Spannungen zwischen den beiden Grossmächten haben schon lange vor dem Einmarsch in der Ukraine stetig zugenommen. Jetzt gibt es westliche Beamte, die sagen, dass die Gefahr eines Atomkriegs heute grösser ist als während des letzten Kalten Krieges.

Ein Nuklearkonflikt könnte von einer der beiden Seiten durch eine kalkulierte Entscheidung, Atomwaffen einzusetzen, ausgelöst werden (…). Er kann auch durch einen Fehler von einer Seite ausgelöst werden. Ein Fehler beispielsweise, der auf ein (…) Missverständnis oder eine Fehleinschätzung zurückzuführen ist. Im Kalten Krieg geschah dies beinahe mehrmals. Je höher die Eskalation, desto wahrscheinlicher werden diese Möglichkeiten. Und klar ist: Die Dinge eskalieren (…).

Und die Spannungen nehmen auch zwischen dem US-Imperium und China zu. Andrew Corbley beschreibt in seinem Artikel für Antiwar.com (…) die erschreckend umfangreichen Provokationen, die die USA in den letzten Wochen in ein weiteres geopolitisches Pulverfass gegossen haben.

«In den letzten 50 Tagen haben die Exekutive und die Legislative in Washington mehr getan als in den letzten 50 Jahren, um China davon zu überzeugen, dass Amerikas imperiale Politik einfach unerbittlich ist und mit Gewalt beantwortet werden muss», schreibt Corbley.

«Das soll nicht heissen, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass die Volksrepublik China in Taiwan einmarschieren wird. Aber es bedeutet, dass die strategischen Planer in Washington, wenn sie sich hinsetzen und eine Liste erstellen würden, wie eine solche Invasion zu bewerkstelligen wäre, wahrscheinlich schon alle Kugeln abgearbeitet hätten.»

Corbley verweist auf den aufrührerischen Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan (…). Auf die wiederholte und immer deutlicher werdende Zusage von Präsident Biden, die USA im Falle eines Angriffs auf Taiwan in einen Krieg mit China zu stürzen. Auch weist Corbley auf den (…) Taiwan Policy Act hin, den das Senate Foreign Relations Committee ausgearbeitet hat. Wenn man sich die Dreistigkeit, Wildheit und Aggressivität dieser Provokationen (…) ansieht, sieht es wirklich so aus, als würde das Imperium bei der Beschleunigung des globalen Konflikts das Gaspedal durchtreten.

Auf dem Papier sieht es völlig irrational aus, wenn das US-Imperium seine Aggressionen gegen zwei mächtige militärische und wirtschaftliche Mächte gleichzeitig steigert. Aber klar ist: Genau das passiert zum jetzigen Zeitpunkt. Unsere Herrscher haben eine Strategie, wie sie die Sache zu Ende bringen wollen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob es sich dabei um den verzweifelten Ave-Maria-Versuch eines sterbenden Imperiums handelt oder um einen potenziell hocheffektiven Plan, bei dem Mittel zum Einsatz kommen, die für die Öffentlichkeit derzeit nicht sichtbar sind.

Wie auch immer, es ist wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, das menschliche Leben auf diesem Planeten zu geniessen, solange es noch da ist.



Quelle des englischsprachigen Titels:

Caitlin Johnstone: US is accelerating toward global conflict on two fronts – 22. September 2022