auf Kosten der Verbraucher

Gestiegene Verbraucherpreise auf der einen Seite, riesige Gewinne der Hersteller auf der anderen. Das US-amerikanische Kontrollgremiums Accountable.US. hat die Lage analyiert.

Veröffentlicht am 16. August 2022 von LK.


Die Krise der Lebensmittelpreise treibt gar seltsame Blüten. US-amerikanische Lebensmittelhersteller wie Sysco, Kellogg’s, Starbucks und Chipotle haben die Verbraucherpreise erhöht und gleichzeitig Rekordumsätze, riesige Gewinne und Milliarden an Aktionärszuschüssen verbucht.

Wie das Medienportal The Defender berichtet, hat das US-amerikanische Arbeitsministerium vor kurzem einen Verbraucherpreisindex-Bericht veröffentlicht. Parallel dazu habe eine Analyse des unabhängigen Kontrollgremiums Accountable.US ergeben, dass die oben genannten Lebensmittelhersteller hohe Gewinne erzielt und Milliarden von Dollars für Ausschüttungen an ihre Aktionäre ausgegeben hätten.

Accountable.US ist eine überparteiliche Organisation, die den Fokus auf Unternehmen und Sonderinteressen legt, die in Washington und anderswo allzu oft enorme Macht und Einfluss ausüben. Die Organisation führt Untersuchungen durch und veröffentlicht deren Ergebnisse. Sie zielt auf eine transparente Wirtschaft, eine funktionierende Demokratie und eine nachhaltige Umwelt für zukünftige Generationen und kritisiert Sonderinteressen und Machtkonzentration grosser Konzerne.

Der Bericht erscheint just zu dem Zeitpunkt, wo das US-Repräsentantenhaus Präsident Bidens Gesetz zur Senkung der Inflation («Inflation Reduction Act») prüft. Das Gesetz soll helfen, die Kosten für Familien und Senioren zu senken, und sicherstellen, dass Unternehmensgiganten ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen.

Laut The Defender zeigen jüngste Umfragen, dass vier von fünf Amerikanern meinen, die Gier der Unternehmen und die erhöhten, auf Rekordgewinne zielenden Preise seien eine Ursache für die Inflation. Ein Grossteil der Amerikaner halte dies gar für die «Hauptursache».

Die Analyse von Accountable.US zeige, wie unverhohlen die Unternehmen nach Profit streben. Sie gehören laut The Defender zu den Bereichen Fleischverpackung, Versand, Einzelhandel, Bekleidung, Lebensmittel, Speditionen und Eisenbahnunternehmen. Ihre Gier würde die Inflation und die Probleme in der Versorgungskette für die Verbraucher weiter verschärfen.

«Die milliardenschweren Industrien verschlimmern das Problem, indem sie diejenigen im Kongress belohnen, die vernünftige Massnahmen gegen die Unternehmensgier, für geringere Kosten für Familien und für Steuergerechtigkeit blockieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Öffentlichkeit diese Initiativen unterstützt.»

Das Medienportal verweist darauf, dass die grossen Lebensmittelkonzerne während des Wirtschaftsaufschwungs einen grossen Opportunismus an den Tag gelegt hätten.

«Dieselben Unternehmen, die mit massiven neuen Gewinnen und Zuwendungen an ihre wohlhabenden Investoren prahlen, behaupten, sie hätten keine andere Wahl gehabt, als die Preise so stark anzuheben. Ihre CEOs hatten sehr wohl eine Wahl, aber sie wählten die Gier.»

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts des unabhängigen Kontrollgremiums Accountable.US:

  • Das Unternehmen Sysco hat im November 2021 darüber informiert, dass die Preise der ausgelieferten Lebensmittel um 13,4 Prozent steigen werden. Vor kurzem meldete der Lieferant für Lebensmittel, dass der Quartalsgewinn um 237,5 und der Jahresgewinns um 159 Prozent angestiegen sei. Gleichzeitig hat das Unternehmen 1,5 Milliarden Dollar für Aktionärsausschüttungen ausgegeben, verglichen mit nur jährlichen 608,7 Millionen Dollar an Nettokapitalausgaben.
  • Die Kellogg Company erhöht seine Preise bereits seit Juni 2020. Vor kurzem hat das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahresergebnis angehoben, nachdem der Nettoumsatz auf über 3,8 Milliarden Dollar gestiegen ist. Der Getreideriese hat in der ersten Jahreshälfte 2022 für Aktienrückkäufe 300 Millionen Dollar und weitere 394 Millionen Dollar für Aktionärsdividenden ausgegeben.
  • Starbucks verzeichnete in den ersten drei Quartalen seines Geschäftsjahres 2022 Rekordeinnahmen von fast 8,2 Milliarden Dollar. Interims-CEO Howard Shultz hat zuvor damit geprahlt, eine «Preissetzungsmacht» und die Fähigkeit zu besitzen, die Preise gegenüber seinen Kunden jährlich um 5 Prozent erhöhen zu können. Das Unternehmen hat über 4 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe und weitere 1,7 Milliarden Dollar für Aktionärsdividenden ausgegeben.
  • Das Unternehmen Kraft Heinz hat die Preise seit 2019 um fast 14 Prozent angehoben. Im zweiten Quartal 2022 verzeichnete die Firma einen drastischen Anstieg des Nettogewinns um 1136 Prozent auf 265 Millionen US-Dollar, da der Lebensmittelriese allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 980 Millionen US-Dollar für Aktionärsdividenden ausgegeben hat.
  • Für August hatte das Unternehmen Chipotle weitere Preiserhöhungen angekündigt. Vor kurzem hat es einen Anstieg des Nettogewinns im zweiten Quartal um 38,2 Prozent sowie eine Erhöhung der operativen Margen auf Unternehmens- und Filialebene erzielt. Dieser Gewinnanstieg ermöglichte es dem Unternehmen, für Aktienrückkäufe 261,1 Millionen Dollar auszugeben und weitere 300 Millionen Dollar für zukünftige Rückkäufe zu genehmigen.


Quelle:

The Defender: Big Food Marking Up Prices ‘Again and Again’ Amid Huge Profits, Shareholder Handouts – 12. August 2022

Transition News: US-Lebensmittelindustrie verdient sich eine goldene Nase auf Kosten der Verbraucher

0 (0)