Der Mensch als Ganzes

Dr. Barbara Gräftner spricht mit Univ. Prof. Dr. Dr. Christian Schubert über die Notwendigkeit einer holistischen Betrachtungsweise des Menschen – auch in der Medizin. Schubert forscht seit über 20 Jahren auf dem Gebiet der Psychoneuroimmunologie, deren interdisziplinäres Forschungsgebiet sich auf die Wechselwirkung der menschlichen Psyche, des Nerven- und des Immunsystems besinnt.

Körper, Geist und Seele gehören zusammen. Prof. Dr. Dr. Christian Schubert ist Psychoneuroimmunologe und weiß, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Seit über 25 Jahren setzt er sich mit medizinischer Forschung auseinander und plädiert für neue Ansätze und eine neue Medizin: Näher am Leben, weg vom Maschinenmenschenbild. Dieses konnte – und durfte gerne – unter Regie des Kapitalismus und Neoliberalismus skrupellos bis in die Behandlungszimmer vordringen. Schließlich interessieren sich diese Systeme herzlich wenig für das Lebensglück der Menschen. In dieser ersten Narrative-Austria-Folge spricht Professor Schubert mit Dr. Med. Barbara Gräftner über seine Studien, die sich gängiger, undifferenzierter Laborforschung deutlich widersetzen, seine Visionen für ein gesünderes Menschenbild, darüber, was die Patienten selbst leisten müssten und wie die Coronakrise voll und ganz in das bestehende System zu passen scheint.

In seinem neuen Buch „Stresstest Corona“ erläutert Prof. Schubert daher auch unter anderem die Einflüsse, die die Dauerpanik des Corona-Krisen-Narrativs auf das Immunsystem der Menschen haben kann. Spoiler-Warnung: Es sind keine guten. Dauerstress schädigt das Immunsystem. Und um das längerfristig zu verhindern, bedarf es komplexer Ansätze und Analysen: Diese beginnen in den Zellen des Körpers und erstrecken sich weiter über das soziale Leben des Patienten, seine Psyche, seine Einstellung und vieles mehr. Psychoneuroimmunologe Christian Schubert steht für eine systemtheoretische Medizin, in der das Unbewusste eine tragende Rolle spielt. Und da sind wir auch schon wieder zwangsläufig beim Thema Corona: Seit fast zwei Jahren verängstigen Politik und Medien die Menschen täglich mit (zumeist falschen!) Zahlen und wirkungsvollen Schauergeschichten über ein vermeintliches Killervirus. Gleichzeitig bieten sie mit vielen aufgeregten Maßnahmen und Regeln den Menschen eine Strategie, ihre Ängste, ohne diese einmal sachlich und grundsätzlich zu hinterfragen, überwinden zu können. Und fast alle machen mit.

Prof. Schubert empfiehlt sich bezüglich dieses Massenphänomens mit der Arbeit des belgischen Psychologen Mattias Desmet zu befassen. Dieser beschreibt mögliche Ursachen für die weltweite Coronapanik. Er sieht in ihr – kurzgefasst – eine auf Ängsten, Frustrationen und Unsicherheiten basierende Massenhypnose. Unter den hypnotisierten Menschen gibt es, laut Desmet, etwa 30 Prozent komplett und auf ewig verbohrte Opfer der Angst. Doch etwa 40 Prozent der Bevölkerung folgen nur aus lauen Gründen wie Desinteresse oder Bequemlichkeit artig dem Mainstream. Diese klassischen „Mitläufer“ sind in Meinung und Verhalten demnach noch formbar. Daher sollte sich die Gruppe der kritischen Geister, die übrigen 30 Prozent, darauf besinnen, diese Mainstreamer auf die eigene Seite zu ziehen. Es wäre ja schließlich auch zu ihrem Besten, so Christian Schubert. Sie könnten zum Beispiel erkennen, dass es wertvolle ganzheitliche Forschungsansätze gibt, konträr zu dem gängigen Menschen- und Patientenbild. Es muss sich künftig eine Medizin etablieren, die Körper, Geist und Seele betrachtet, für mehr Menschlichkeit steht und sorgt.


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