Zu den Greueltaten der Nazi-Zeit gehören verbrecherische medizinische Experimente und Zwangssterilisationen. Der Nürnberger Kodex von 1947 vermittelt medizinethische Grundsätze in der Medizinerausbildung. Es ist die wichtigste ethische Richtlinie bei medizinischer, psychologischer und anderer Experimente am Menschen. Anlässlich des 75. Jahrestages fehlt allerdings eine durch öffentliche Mittel organisierte Gedenkveranstaltung, es fehlt eine Medienkampagne in den Altmedien.
Also taten sich NGOs zusammen für eine grosse Demonstration. Die zentrale Rede am 20. August hielt Vera Sharav. Sie ist schon heute legendär. Die Holocaust-Überlebende und Gründerin der Alliance for Human Research Protection erklärt Robert Cibis, was wir aus dem Holocaust lernen können: „Diejenigen, die erklären, Holocaust-Analogien „Tabu“ seien, verraten die Opfer des Holocausts, indem sie dessen Bedeutung leugnen. Wenn wir einen weiteren Holocaust verhindern wollen, müssen wir die bedrohlichen aktuellen Parallelen erkennen, bevor sie das Gefüge der Gesellschaft vergiften. (…) Der Holocaust begann nicht in den Gaskammern von Auschwitz und Treblinka. Dem Holocaust gingen neun Jahre der schrittweisen Einschränkung der persönlichen Freiheit und der Aufhebung der Gesetze und Grundrechte voraus. Die Bühne wurde durch Angstmacherei und Hasspropaganda bereitet. Eine Reihe von demütigenden, diskriminierenden Regierungserlassen dämonisierte die Juden als „Krankheitsüberträger“. Wir wurden mit Läusen verglichen.“
NARRATIVE by Robert Cibis | Folge 115